Unser zweiter Great Walk stand an. Nachdem wir ja bei dem ersten, dem Kepler Track, mehr oder weniger im Trüben rumgelaufen sind, hofften wir auf ein wenigstens ein bisschen besseres Wetter. Unser Hoffen wurde erhört…es war warm und sonnig. Am ersten Tag hatten wir nur fünf Stunden zu laufen. Das heißt, wir starteten nicht schon früh, sondern erst gegen Mittag. In Marahau hatten wir unser Auto stationiert und machten uns sonnencremegebadet auf den Weg entlang der Nordostküste. Wir hatten drei Zeltplätze im Voraus gebucht…so, wie es das DOC (Departement of Conservation) vorsah. Das hätten wir uns im Nachhinein sparen können, weil nie jemand unsere Tickets kontrolliert hat. Aber es dient ja der Konservierung ;).
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Wir liefen also vorbei an traumhaften Stränden, Buchten und über so breite Wege, dass wir Händchen halten konnten. Es ging oft nicht am Meer entlang, sondern auf einer Höhe, wo man die beeindruckenden Buchten von oben sah und sonnengeschützt in Riesenfarnwald lief. Immer wieder gab es schon Abstecher zur einem der vielen Zeltplätze des Weges. Für den letzten Abschnitt vor unserem Übernachtungsplatz nutzten wir eine Abkürzung. Da der Weg gezeitenbeeinflußt ist, gibt es an drei Stellen eine low-tide-Variante und eine high-tide-Variante. Wir hatten Glück…die Tiden waren gerade abends, so dass wir nach Torrent Bay mitten durch die Bucht über den Schlamm laufen konnten und so 50 Minuten Wegstrecke sparten. Da die Sonne hier noch bis ca. 9Uhr schien, liefen wir nach dem Zeltaufbau noch zum Strand. Auch dieser ist herrlich goldgelb und hat türkises Wasser…wo man aber durch die Ebbe eben erstmal hinlaufen muss ;). Es gab ein kurzes Erfrischungsbad nach der schweißtreibenden Wanderung…für mehr war es zu kalt. Und das Highlight kam aber noch: da ja heute Weihnachten war (ja, trotz Sonne und Strand und Licht bis 9:30Uhr) gab es den selber gemachten Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen. Und das wiederum am Strand auf einer Picknickbank…mal eine andere Erfahrung zu Weihnachten. Wir vermissten allerdings zum Kaffeetrinken den Stollen. Jeden einzelnen Tag im Advent!!! wir haben ein massives Stollendefizit! Es war für uns komisch, weil wir ja schon wussten, dass Weihnachten ist, aber wir uns gar nicht so gefühlt haben. Aber wir haben an Euch alle gedacht und uns vorgestellt, wie ihr die Geschenke unterm Weihnachtsbaum auspackt!
Der zweite Tag sollte unsere Königsetappe werden. Da wir auf die Gezeiten achten mussten (es gibt eine Stelle, da gibt es keine Umgehung bei high-tide) und die günstiger gelegenen Zeltplätze bereits ausgebucht waren, hatten wir 7:30 Stunden vor uns. Also machten wir uns bei Zeiten auf den Weg. Wieder ging es meist in einiger Höhe, unterbrochen von einigen Strandabschnitten, vorwärts. Wir mussten natürlich jedes Mal auch hinauf und wieder runter…so erreicht man auch seine 1000Hm am Tag! Da es abends wieder kein Wasser vorm Zelt geben würde, nutzten wir die Flut um die Mittagszeit und machten eine Pause zum Entspannen und Baden am Onetahuti Strand. Wir erreichten gegen 17Uhr die Awaroa Hütte, von der aus die Buchtquerung bei low-tide erfolgt. Der niedrigste Wasserstand sollte gegen 18:37Uhr erreicht werden und wir sahen schon, dass vier Leute es schon jetzt probierten. Dementsprechend hüfthoch waren sie schon im Wasser und kamen nicht voran, weil es anscheinend noch zu tief war… Wir nutzten die Wartezeit, um auf einer Picknickbank vor der Hütte in der Sonne unser Abendessen zu genießen und zuzusehen, wie immer mehr Leute mutig ins Wasser stiegen. Wir waren gegen 18Uhr fertig mit dem Essen und starteten dann ebenso. Ich hätte nun sogar meine über die Knie reichende Hose anbehalten können, weil das Wasser an den tiefsten Stellen nicht mal bis zu den Knien reichte. Wir liefen ca. 20 Minuten durch die Bucht, bis wir wieder etwas an Höhe gewannen und bis zu unserem Zeltplatz in der Waiharakeke Bay liefen. Wir waren nun insgesamt kanpp zehn Stunden unterwegs… und uns reichte es für heute. Der Zeltplatz ist nur für 10 Zelte ausgeschrieben, es waren aber zum Schluß 14…heißt, vier Zelte hatten nicht bezahlt und nahmen den anderen die guten Plätze weg. Wir bekamen wenigstens noch einen recht ebenen… Die letzten Sonnenstrahlen nutzen wir doch noch zum Baden im kristallklaren aber saukalten Wasser.
Nach der Anstrengung von gestern, war der heutige Tag der kürzeste der Wanderung: drei Stunden Fußmarsch standen uns bevor. Wir standen entsprechend spät auf und ließen uns sehr viel Zeit auf dem Weg. Heute war der faunistisch hervorragendste Tag. Als erstes sahen wir ein Rotkopfhuhn (Pukeke). Also das heißt nicht so, sieht aber so aus ;). Kurz vorm Ziel erspähte André einen kleinen, verängstig wirkenden blauen Pinguin. Wir ließen ihn in Ruhe und liefen weiter. Schon am Zeltplatz, der sich mitten an einem tollen langen goldgelben Sandstrand befindet, entdeckte André eine Robbe im Wasser. Sie plantschte vielleicht zehn Meter vom Strand entfernt vor uns herum und machte lustige Figuren. Das obligatorische Kiwihuhn gab es natürlich auch. Das heißt sicher auch nicht so, sieht aber bissl wie ein Kiwi und ein Huhn aus…deshalb unsere Namensgebung. Das Kiwihuhn gibt es an jedem Zeltplatz ;). André hatte dann noch sowas wie ein lebendes Blatt in seinen Beinhaaren ;). Und wir mochten gar nicht so richtig an dem tollen Strand baden gehen, weil es vor Fischeiern nur so wimmelte. Das war ein ekliges Gefühl und so sind wir nur mal kurz abgetaucht. Abends gesellte sich Jay aus Südkorea noch zu uns an die Picknickbank und so wurde es ein recht unterhaltsamer Abend mit interessanten Geschichten.
Der letzte Tag war auch nur 3h lang. Das heißt, wir liefen 3h. Nochmals ging es zwei recht lange, aber machbare Anstiege hinauf, bis wir endgültig abstiegen und an der Wainui Bucht herauskamen. Wir waren 12Uhr dort, 13:30Uhr sollte uns der Bus abholen, der uns zurück zu unserem Auto nach Marahau brachte. Er hatte ca. 20 Minuten Verspätung und der Busfahrer machte einen leicht verwirrten Eindruck. Aber wir kamen gut in Marahau an und machten uns mit dem Auto noch auf den Weg nach Nelson.